Das Thema Digitalisierung spielt in der Industrie bereits seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle. Auch im Sport hat der digitale Wandel in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, allen voran im Fußball. Spielanalysen gehören heutzutage zum Alltag eines Fußball-Profis. Interessant ist zudem die Entwicklung, dass zahlreiche Vereine bereits über spezielle Betreuer verfügen, welche die Fitnesswerte und Spielstatistiken ihrer Teams analysieren und auswerten. Das Ziel ist es, das Bestmögliche aus jedem einzelnen Spieler herauszuholen.
Während Fußballfans früher eher aus dem Bauch heraus entschieden haben, ob ihre Mannschaft bzw. bestimmte Spieler ein „gutes“ oder „schlechtes“ Spiel absolviert haben, gibt es heute eine Vielzahl an Statistiken, die einem dabei unter die Arme greifen. Wie viele Kilometer hat ein Profi während der 90 Minuten zurückgelegt, wie viele Zweikämpfe wurden gewonnen/verloren, wie viele Pässe wurden gespielt, wie hoch war die Passgenauigkeit usw. – die Anzahl an Spielstatisiken ist heutzutage schier unendlich. Die Fußballprofis sind so transparent wie noch nie, jede Aktion auf dem Feld wird beobachtet, analysiert und ausgewertet.
Der Trend, Informationen zu sammeln und diese auszuwerten, kommt von US-amerikanischen Sportarten wie Baseball, Basketball oder dem American Football, wo die Datenanalyse bereits seit Jahren sehr intensiv genutzt wird. Kurioserweise werden dabei nicht nur Spielerstatistiken analysiert, sondern auch Dinge wie Eintrittskarten- und Merchandising-Umsätze. In den USA spricht man im Zusammenhang mit der ausgiebigen Datenanalyse auch vom sog. Moneyball-Prinzip. Hierzu gab es sogar einen entsprechenden Kinofilm, welcher die Geschichte des Baseball-Teams Oakland Athletics erzählt, das dank einer Datenanalyse-Software einzigartige Erfolge feierte.
Big Data im Fußball
Während in den USA das Thema „Big Data im Sport“ bereits gang und gäbe ist, schreitet auch in Europa und insbesondere im Fußball der digitale Wandel voran. So hat z.B. der Deutsche Fußball-Bund DFB zur WM 2014 über 7.000 Spiele der deutschen WM-Gegner von Datenanalysten auswerten lassen. Ob dies am Ende ausschlaggebend für den deutschen Titeltriumph war, ist schwer zu ermitteln; geschadet hat es Bundestrainer Joachim Löw und seiner Mannschaft jedoch sicher nicht, genauere Informationen über die Stärken und Schwächen ihrer Gegner zu wissen.
Nicht nur im Fußball spielt die permanente Stärken-Schwächen-Analyse der Gegner eine entscheidende Rolle, auch bei Glücksspielen wie Poker oder Blackjack kann man mit sog. Handanalysen seine Chancen auf einen Gewinn erhöhen. Bei einer ausgiebigen Handanalyse nehmen sich Pokerspieler die Zeit und analysieren die gespielten Hände ihrer Gegner im Nachhinein. Somit erkennen sie bestimmte Muster im Spielverhalten, d.h. wann der Gegner raised, called oder folded. Wann spielt er aggressiv und wann passiv? Aus diesen Analysen lassen sich zudem bestimmte Spielstrategien ableiten, die es einem auch ermöglichen, dauerhaft zu gewinnen. Solche Handanalysen kosten jedoch nicht nur Zeit, sondern müssen auch entsprechend dokumentiert werden. Beim Pokerspiel werden per Software Werte, Zahlen und Statistiken erhoben, z.B. wann welcher Spieler welchen Einsatz getätigt hat, in welcher Phase, ob auf dem River oder Turn. Mit all diesen Werten können Pokerspieler arbeiten und ihre Strategien ableiten. Zusätzliche Datensätze und Gewinnwahrscheinlichkeiten, sowie ein gesteigertes Verständnis dafür, wie Gegner spielen, steigert die Gewinnchancen, obwohl dies selbstverständlich auch durch ein intuitives Verständnis des Spielers verbessert wird. Das Spielen mehrerer Runden trägt zudem dazu bei, den Daten mehr Kontext zu verleihen und die Chance auf Erfolg noch zu erhöhen.
Nichts Anderes geschieht im Fußball, wenn man über Big Data spricht. Auch hier werden die einzelnen Werte eines Spielers, wie z.B. Passanzahl, zurückgelegte Kilometer etc. aufgenommen, gespeichert und im Anschluss vom Trainerstab analysiert.
In der Fußball-Bundesliga ist die TSG 1899 Hoffenheim so etwas wie der „Vorzeigeverein“ in Sachen Data Analytics. Bei den Kraichgauern tragen die Spieler im Training Sensoren, welche in den Trikots integriert sind. Die dort gesammelten Informationen können auf einer Datenbrille am Spielfeldrand direkt eingesehen von den Trainern werden. Durch solche Live-Analysen lassen sich Aspekte wie Trainingsintensität direkt beeinflusst werden.
Big Data hilft auch bei der Verpflichtung von neuen Spielern
Das Sammeln und Auswerten von Daten hilft jedoch nicht nur, jeden einzelnen Spieler individuell zu durchleuchten und seine Leistungen zu verbessern, auch in Sachen Transferentscheidungen spielt Big Data immer mehr eine tragende Rolle.
Bestes Beispiel hierfür ist die Talentsuche-Software Scout7. Diese wertet monatlich mehr als 3.000 Fußballspiele weltweit aus und bereitet diese mit entsprechenden Statistiken und Analysen auf. Nutzer dieser Software erhalten eine Datenbank, die bereits Profile von 135.000 aktiven Profifußballern auf der ganzen Welt enthält. Somit können auch Vereine aus der Fußball-Bundesliga junge, vielversprechende Talente aus Südamerika, Asien oder Afrika scouten.